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Was steckt hinter der Prämienkalkulation?

posted by admin
Versicherungsmathematik Insurance

Wie entsteht eigentlich der Preis einer Versicherung? Diese scheinbar einfache Frage führt direkt in die Welt der Versicherungsmathematik – auch Aktuariat genannt. Dort arbeiten Spezialist:innen mit Wahrscheinlichkeiten, Modellen und Annahmen, um Risiken messbar zu machen und faire, stabile Prämien zu berechnen.

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Was macht ein Aktuar?

Ein Aktuar ist ein mathematisch ausgebildeter Experte, der sich auf die Berechnung und Bewertung von Versicherungsrisiken spezialisiert hat. Seine Aufgabe ist es, zu beantworten:

  • Wie wahrscheinlich ist ein Schaden?
  • Wie hoch wird der durchschnittliche Schaden sein?
  • Wie viele Versicherte sind betroffen – und wann?
  • Wie viel Geld muss das Unternehmen heute zurücklegen, um spätere Leistungen auszuzahlen?

 

Die Grundformel der Prämie

Versicherungsprämie = Erwarteter Schaden + Sicherheitszuschlag + Verwaltungs- & Vertriebskosten – Kapitalertrag

Diese vereinfachte Formel zeigt:
Die Prämie muss nicht nur den erwarteten Schaden abdecken, sondern auch Schwankungen (z. B. bei Naturkatastrophen), Kosten und einen kalkulierten Gewinn berücksichtigen.

Durchschnittlicher Schaden pro Vertrag
Beispiel: 1 Schaden pro 1.000 Verträge × 100.000 € = 100 € pro Vertrag

Puffer für Unsicherheiten (z. B. Schwankungen, Großschäden)

Vertrieb, Verwaltung, IT, etc.

Zinserträge auf Rückstellungen reduzieren die notwendige Prämie

 

Risiko & Wahrscheinlichkeit: Der Kern der Kalkulation

Versicherung basiert auf Risikoausgleich in der großen Zahl.
Das bedeutet: Einzelne Schäden sind unvorhersehbar – in der Masse aber berechenbar.

Beispiel:
Wenn statistisch gesehen 1 von 1.000 Hausratversicherungen im Jahr einen Brandschaden von Ø 100.000 € meldet, ergibt sich ein erwarteter Schaden pro Vertrag von 100 €. Daraus leitet sich der Grundpreis ab – plus Zuschläge.

 

Wichtige Annahmen in der Prämienkalkulation:

🔹 Schadenhäufigkeit: Wie oft tritt der Schadenfall ein?
🔹 Schadenhöhe: Wie teuer ist ein durchschnittlicher Schaden?
🔹 Vertragsdauer: Wie lange bleibt der Kunde im Tarif?
🔹 Verzinsung: Wie entwickelt sich das Kapital im Hintergrund?
🔹 Kostenquote: Wie hoch sind Verwaltung & Vertrieb?

 

Beispielrechnung (stark vereinfacht):

KomponenteBetrag
Erwarteter Schaden100 €
Sicherheitszuschlag20 €
Kosten (Vertrieb etc.)30 €
Kapitalertrag–10 €
Gesamtprämie140 € pro Jahr

 

Moderne Modelle & Trends

Heute nutzen Aktuar:innen nicht nur klassische Tabellen und Wahrscheinlichkeitsverteilungen, sondern auch:

  • Stochastische Simulationen (z. B. bei Lebensversicherungen)
  • Big Data & Machine Learning für individuelles Pricing
  • Szenarioanalysen für Naturgefahren & Extremereignisse
  • Kapitalmarktmodelle zur Bewertung langfristiger Verpflichtungen

 

Fazit: Mathe für Sicherheit – und Fairness

Versicherungsmathematik ist mehr als trockene Theorie: Sie sorgt dafür, dass Versicherungen finanziell stabil, gerecht kalkuliert und zukunftsfähig bleiben – im Interesse aller Kund:innen.

Oder anders gesagt:
Eine gute Versicherung braucht nicht nur Vertrauen – sondern auch verlässliche Mathematik.